Neues Palais Potsdam – Marmor-und Grottensaal

Bauherr

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Architekt

Architekten Petersen, Berlin

Fertigstellung

2016

BGF

2x 600 m²

Leistungen

statisch-konstruktive Bauaufnahme, Tragwerksplanung, Objektüberwachung, Belastungsversuch Konzeption und Auswertung; Anerkennung Deutscher Ingenieurbaupreis 2016 sowie Sonderpreis Brandenburgischer Baukulturpreis 2017

Category
Sanierung
Über dieses Projekt

Historische Fakten der Decke zwischen Marmorsaal und Grottensaal

  • das Neue Palais wurde 1763 bis 1769 errichtet
  • zählt dank vollständig erhaltenen originalen Substanz zu den kultur- und zivilisationsgeschichtlich wertvollsten Schlossanlagen der Welt
  • 18,5 m weit gespannte verzahnte Holzbalkendecke, ca. 90 Tonnen schwer
  • Ausstattung Grottensaaldecke umfasst rund 24 000 Muscheln, Schneckenhäusern sowie Mineralien, farbigen Glassteinen und anderen Materialien
  • große steinerne Fläche des Fußbodens im Marmorsaal mit variationsreichem Ornamentstil des friderizianischen Rokoko in Marmor verziert
  • bereits 8 Jahre nach Erbauung gravierende Schädigungen an der Deckenunterseite im Grottensaal und starke Durchbiegungen der Decke
  • Ursache der Schädigung: Verwendung von frischem, feuchten Holz der ursprünglichen A-Balken
  • Rückbau der Marmorplatten und Einbau von zusätzlichen Balken (Z-Balken)
  • 1791 nochmalige Instandsetzung der Decke
  • nach jahrelanger eingeschränkter Nutzung erfolgte endgültige Sperrung wegen starken Schäden an Ornamenten und am Marmorfußboden sowie an den Deckenbalken im Jahr 2008
  • Ende 2015 erfolgte die Wiedereröffnung nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen
  • Ziel war maximaler Erhalt der einzigartigen barocken Bausubstanz
  • Anwendung neuer Sanierungsverfahren mittels nicht normierter Berechnungsverfahren
  • Einbeziehung experimenteller Tragwerksanalysen und Laborversuche

Vorgehensweise

  • komplette Freilegung der geschädigten Balken war nicht möglich, Nutzung experimenteller Methoden
  • Beurteilung der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit mittels neuem Belastungsversuch und Vergleich mit Belastungsversuch von 1940 als Grundlage für statische und dynamische Berechnungen
  • obere Fotografie: Belastungsebene im Mamorsaal mit Hydraulikpresse/ untere Fotografie: Ausbildung des Widerlagers für Hydraulikpresse im Grottensaal
  • Das vom IBK  entwickelte Trägerrostmodell bildete einerseits die  Grundlage für die Durchführung des Belastungsversuchs und war nach Abgleich mit den Ergebnissen des Lastversuchs das Berechnungsmodell für weiterführender statische und dynamische Untersuchungen
  • mit Belastungsversuch wurde Zusammenwirken beider Balkensysteme (A- und Z Balken) realistisch wiedergeben und Veränderung der Deckentragfähigkeit der letzten 70 Jahre nachvollzogen
  • Problem: jeweiliger Schädigungsgrad der A-Balken war nicht in der Planungsphase vorhersehbar  -> konnte erst im Sanierungsprozess nach Wandöffnung ermittelt werden, deshalb zwei Lösungsvarianten erarbeitet
  • Variante 1: nachweisbarer Restquerschnitt erst außerhalb des Auflagerbereiches – Lösung: Holz-an-Holz-Prothese mit Gewindestäben – Problem: Erforderte Zulassung im Einzelfall
  • Variante 2: nachweisbarer Restquerschnitt noch innerhalb des Auflagerbereiches – Lösung: zimmermannsmäßige Reparatur des noch tragfähigen Querschnittes im Auflagerbereich
  • um genauen Nachweis führen zu können, musste an jedem Balken Auflagerkraft gemessen werden
  • mit Auflagerkraft war Nachweis der Tragfähigkeit für Holz-an-Holz-Prothese möglich (Festlegung der Anzahl der einzuklebenden Stäbe)
  • bei ausreichendem Restquerschnitten für gemessene Kraft hinter dem 1. Auflager konnte Variante 2 – örtliche Reparatur – zur Anwendung kommen

Fotos: IBK, euroluftbild.de_Dr.Gernot_Krämer_Robert_Grahn